Gesunde Gemeinde

„Gesundheit ist ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen. Sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen ist ein Grundrecht jedes Menschen, ohne Unterschied der Rasse, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.“ (WHO, 1948).

Diese wichtigen Sätze der Weltgesundheitsorganisation beinhalten, dass Gesundheitspolitik sich nicht nur am Heilen von Krankheiten und Verletzungen orientieren darf. Gesundheit ist ein lebenslanger und alltäglich immer wieder neu und aktiv herzustellender Zustand, den jeder Mensch durch eigenes Engagement, förderliche staatliche Rahmenbedingungen und bestmögliche Unterstützung durch die Gemeinde mit einer effektiven Gesundheitspolitik, die beim Kleinkind beginnt und die Menschen bis ins hohe Alter begleitet, erreichen können soll.

Die fünf vorrangigen Handlungsfelder und -ebenen (sog. Mehrebenenmodell der Gesundheitsförderung) sind laut WHO:

  • Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik entwickeln
  • Gesundheitsfördernde Lebenswelten schaffen
  • Gesundheitsbezogene Gemeinschaftsaktionen unterstützen
  • Persönliche Kompetenzen entwickeln
  • Gesundheitsdienste neu orientieren

Die aufgezeigten Handlungsfelder sollten uns als Leitfaden dienen, Strategien zu erarbeiten, wie auf gemeindlicher Ebene eine Gesundheitsförderung erreicht werden kann.  Wir müssen als Gemeinde neben Antworten auf krankheitsbezogene Bedürfnisse bedarfsgerechte und qualitätsgesicherte Angebote zur Gesundheitsförderung bieten, die den Bedürfnissen verschiedener Lebenssituationen entsprechen.

Ziel ist es hierbei, ein umfassendes und tragfähiges Netz im Sinne der Gesundheitsförderung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Karlsfeld unter Beteiligung aller zu entfalten. Dabei streben wir nicht an, ein neues, zusätzliches Netzwerk zu bilden. Vielmehr  sollen, bestehende Netzwerke, Angebote und Akteure zusammengeführt werden. So kann ein untereinander abgestimmtes Handeln im Rahmen einer integrierten kommunalen Gesamtstrategie erfolgen.

In Karlsfeld gibt es viele, bisher voneinander getrennt erbrachte Leistungen und Angebote im Bereich der Gesundheitsförderung. Diese sollen besser aufeinander abgestimmt und koordiniert werden.  Eine durchgängige und lückenlose Förderung in allen Lebenslagen soll somit erreicht werden.

Wir möchten, dass die Gesundheitsförderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe in Karlsfeld verankert wird.

1) Etablierung einer geeigneten Ablauforganisation

  • Schaffung einer hauptamtlichen Stelle in der Gemeinde zum Thema kommunale Gesundheitsförderung. Hier sollen die Fäden für eine kommunale Gesamtstrategie zusammenlaufen.
  • Bildung dreier Arbeitsgruppen zur direkten Unterstützung der hauptamtlichen Stelle und Evaluation bisher erfolgter Aktionen und Projekte. Die Arbeitsgruppen sollen ihren Schwerpunkt auf spezifische Lebensabschnitte legen;
    • AG Kinder und Jugendliche
    • AG Erwachsene
    • AG Senioren

Hierbei sollen die relevanten Experten aus Karlsfeld (Jugendhaus, Pflegedienste, Sportvereine, Bildungseinrichtungen, Kinderbetreuungseinrichtungen, VHS etc.), externe Experten (Krankenkassen, Unfallversicherungsträger, Experten aus Nachbarkommunen, etc.) und betroffene Bürgerinnen und Bürger eingebunden werden.

  • Regelmäßige Durchführung kommunaler Gesundheitskonferenzen. Hierdurch kann regelmäßig auf neue Sichtweisen von außen zugegriffen werden. Ein Erfahrungsaustausch zwischen verschiedenen Kommunen wird so gewährleistet.

2) Planung von Aktionen und Projekten

  • In einem ersten Schritt soll ein Gemeindeprofil (Was ist bereits vorhanden? Wie wird zusammengearbeitet?) erstellt werden. Dieses Gemeindeprofil stellt die Basis für alle künftigen Arbeiten und Aktionen dar.
  • Daraufhin sollen Aktionen und Projekte geplant werden. Diese orientieren sich an den spezifischen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger Karlsfelds:
    • Benachteiligte Bevölkerungsgruppen (von Armut betroffen, etc.)
    • Mobilitätseingeschränkte Personen
    • Aktionen nur für Kinder
    • Aktionen für Erwachsene
    • Aktionen nur für Frauen bzw. nur für Männer
    • Aktionen in der unmittelbaren Wohnumgebung
    • Aktionen für einen bestimmten kulturellen Hintergrund
    • Aktionen in verschiedenen Muttersprachen
    • etc.
  • Durch eine gut organisierte Presse- bzw. Medienarbeit soll der Bekanntheitsgrad der verschiedenen Aktionen und Projekte erhöht werden

3) Beispielhafte Aktionen und Projekte

Die jeweiligen Aktionen und Projekte sollen erst unter Beteiligung verschiedenster Akteure in den Arbeitsgruppen entwickelt und geplant werden. Deshalb ist eine vollständige Aufzählung hier nicht sinnvoll. Beispielhaft werden im folgenden einige Aktionen genannt, die schon erfolgreich in anderen Kommunen durchgeführt werden:

  • Bereitstellung verschiedenster Informationen zum Thema Gesundheitsförderung (Broschüren, Artikel in Mitteilungsblättern und der Presse, etc.)
  • Alltagsnahe Situationen für die Vermittlung von Informationen nutzen (Direkt im Einkaufsladen, etc.)
  • Informationen direkt an spezifische Zielgruppen richten
    • Eltern in Belastungssituationen
    • Menschen in Armut
    • Schwangere Frauen
    • etc.
  • Gratis angebotene Kochkurse „Gesund Kochen“
  • Sport-Angebote, die verschiedene Lebenssituationen abdecken:
    • Zeitliche Flexibilität: vormittags, tagsüber, abends
    • Eltern-Kind-Kurse
    • Männerkurse
    • Frauenkurse
    • In der näheren Wohnumgebung (Im Sommer bspw. im Freien)
    • Spaziergangsgruppen
    • Errichtung eines Calisthenics-Parks in Karlsfeld
    • etc.
  • Spezifische Gesundheitsberatungen für verschiedene Zielgruppen anbieten:
    • Männer
    • Frauen
    • Kinder
    • Schwangere
    • Senioren
    • Kulturelle Hintergründe und Sprachkenntnisse berücksichtigen
  • Erweiterung der Schuleingangsuntersuchung (auf freiwilliger Basis) um frühzeitig gesundheitliche Probleme zu erkennen
  • Ausrichten der Stadtplanung auf einen sicheren Verkehr, der zur Bewegung einlädt.
    • Bessere Planung für sicheren Radverkehr
    • Aktion „Zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule“
  • Regelmäßiger Planung von Info-Cafés / Senioren-Cafés zur Prävention sozialer Isolation. Diese können sich spezifisch an bestimmte Zielgruppen richten (bspw. Ältere Menschen).
  • Gewinnung und Ausbildung von Gewerbetreibenden als Multiplikatoren:
    • bspw. Lebensmittelhändler für die Aktion „Gesundes Pausenbrot“
    • Apotheken für eine spezifische präventive Beratung
  • Überprüfung der Spieleinrichtungen / Spielplätze für Kinder und Optimierung der Dichte sowie der Qualität
  • Förderung von Bewegung, Spiel und Sport durch Schaffung verkehrsberuhigter Zonen und Spielstraßen
  • Anreize für Ideen und Initiativen aus der Bürgerschaft sollen aktiv gegeben werden