Neue GRÜNE Spuren in Karlsfeld

Die Arbeit der GRÜNEN Fraktion im Gemeinderat hinterlässt erste dauerhafte Spuren: Einstimmig folgten alle Fraktionen dem GRÜNEN Vorschlag, die neue Hauptverkehrsstraße auf dem ehemaligen Ludl-Gelände in Verlängerung der Gartenstraße „Anna-Ludl-Straße“ zu benennen.
Lange wurde über die Benennung von insgesamt vier neuen Straßen diskutiert, doch am Ende herrschte mehrheitlich Einigung: Auf dem ehemaligen Ludl-Gelände werden neben der „Anna-Ludl-Straße“ der „Kapellenweg“ und der „Muro-Locano-Platz“ (zu Ehren unserer Städtepartnerschaft) das Ortsbild von Karlsfeld neu prägen. Eine Stichstraße an der Bayernwerkstraße wird nach dem alten Flurnamen „Hauswiesen“ benannt.

Warum „Anna-Ludl-Straße“?
Zum einen finden wir es nur angemessen, dass der Name dieser im Zentrum von Karlsfeld gelegenen Straße einen engen Bezug zur Geschichte unserer jungen Gemeinde hat. In diesem Punkt herrschte auch schnell Einigkeit im vorberatenden Bauausschuss.
Doch noch ein weiterer Punkt war uns GRÜNEN wichtig: Bei einer Durchsicht der bisherigen Straßennamen in Karlsfeld fällt auf, dass Frauen als Namensgeberinnen von Straßen bisher stark unterrepräsentiert sind. Bei einer groben Zählung kommt man auf ein Verhältnis von etwa 45 nach Männern benannten Straßen zu nur fünf Straßen, die nach einer Frau benannt sind.
Anna Ludl lebte bis 1899 in Karlsfeld und drängte aus Dank für ihren erfüllten Kinderwunsch hartnäckig auf die Errichtung einer Kapelle. Die Kapelle wurde von ihrem Ehemann Ignaz in Auftrag gegeben und erst nach Anna Tod fertiggestellt. Lange war die Kapelle das einzige gemeinschaftlich genutzte Gebäude im Gebiet der jungen Gemeinde Karlsfeld, heute ist sie eines der wenigen Gebäude, das noch an die Anfänge von Karlsfeld erinnert.
Die Benennung der Straße nach ihrer Initiatorin greift die Geschichte des Gebäudes und die örtliche Nähe zur Kapelle auf. Des Weiteren steht der Name „Anna-Ludl-Straße“ im Zentrum unseres Gemeindegebiets stellvertretend für all die Frauen, die in Chroniken oft keine oder nur eine beiläufige Erwähnung als Ehefrauen oder Mütter finden, für Karlsfelds Geschichte aber einen unverzichtbaren Beitrag geleistet haben!

Straßennamen als Symbol für Gleichberechtigung
Wir freuen uns sehr, dass unser Vorschlag die Zustimmung aller Fraktionen gefunden hat und Karlsfelds Straßen nun um eine Namenspatronin reicher sind. Denn wenngleich es auf den ersten Blick nur eine Kleinigkeit zu sein scheint: Gleichberechtigung braucht bewusstseinsbildende Symbole, die den zukünftigen Generationen von Mädchen und Jungen in Karlsfeld zeigt, dass nicht nur Männer als Namensgeber taugen und auch Frauen einen starken Fußabdruck in ihrer Gemeinde hinterlassen können!

Welche Vorschläge standen noch zur Auswahl?
Anna Ludl hatte bei der Straßenbenennung einen starken Gegenspieler: Ihren Enkel Alois Ludl, den ersten Bürgermeister der politischen Gemeinde Karlsfeld von 1939 bis 1945. Um mehr über Alois Ludl zu erfahren, haben wir recherchiert und erfahren, dass er – wenig überraschend – NSDAP-Parteimitglied war. Natürlich lässt eine Parteimitgliedschaft in der damaligen Zeit nicht automatisch auf einen glühenden Nationalsozialisten schließen, dennoch ist seine Amtszeit nicht vollkommen unbeschwert: Karlsfelder Bauern kauften Äcker von enteigneten „Nicht-Ariern“, Karlsfelder Landwirtschaftsbetrieben wurden Zwangsarbeiter*innen zugewiesen und Karlsfelder Straßen wurden nach von den Nazis verehrten Kriegshelden benannt. Die CSU-Fraktion hat ihren ersten Vorschlag nach unserem Einwand zurückgezogen und sich damit sensibel gegenüber unserer deutschen Geschichte gezeigt. Das freut uns und ist ein schönes Signal, dass fraktionsübergreifend durchaus sachlich diskutiert werden kann!